Das Mihlaer Sandgut Seit einigen Wochen ist das Mihlaer Sandgut wieder in Gespräch. Auf dem Sand 3 in Mihla, so ist die Anschrift. "Sandgut" - Restaurant und Motel, so liest man in einschlägigen Werbever-öffentlichungen.Weiter ist zu erfahren, daß das Sandgut das ehemalige Vorwerk der Barone von Harstall ist, jenseits der Werra gelegen. Betreiber der den Mihlaern besser als ehemaliges "Motel" bekannten gastronomischen Einrichtung ist das Landwirtschaftliche Unternehmen Mihla.Mit der Namensgebung "Sandgut" nach Abschluss umfangreicher Sanierungsmaßnahmen wurde ein alter Name aufgegriffen, der neben der Bezeichnung "Münsterkirchen" wohl historischder richtige Name für die Gebäude jenseits der Werra ist. Allesamt sind "auf dem Sand" gelegen,auf jener Halbinsel der Werra, die einst sogar für unseren Ort mit namensgebend gewesen ist."Mihla", früher Melach", ist "... der Siedlungsplatz am Wasser, wo Gestein (zu Sand) zerriebenwird...", so kann man die alte Wortwurzel "mel" am besten übersetzen.Im Jahre 1463 waren die Herren von Harstall durch einen Lehnsakt des Klosters Fulda in denBesitz des Sandes gekommen. Im Gegensatz zum sächsischen Lehen über Mihla, welches vomLehnsherren, den Wettinern, als "Mannlehen" verstanden wurde, war das Lehen über den Sand ein sogenanntes "Kunkellehen", also ein Besitz, der auch auf die Töchter vererbt werden konnte.Auf dem Sand lagen zu dieser Zeit mindestens drei Ortschaften oder besser gesagt Gehöfte.Am "Wessenberg", dem Eingang zum Sandholz, rechter Hand in Richtung Scherbda, ist das Gut Wesse mehrfach urkundlich bezeugt. Im Jahre 1505 soll dort sogar noch eine Kapelle als Wallfahrtsort genutzt worden sein, die Flurbezeichnung "am Kreuz" soll daran erinnern. Wesse muss im Verlauf des 15. Jahrhunderts, während des "Wüstungsprozesses" in Deutschland, eingegangen sein. Noch heute findet man am Wessenberg Grabensysteme und Erhöhungen, die auf den Standort dieser Siedlung schließen lassen.Am Werraufer, sicher sogar auf einer früheren Werrainsel, lag "Werthausen", von Werth = Insel abgeleitet. Von diesem Ort ist nicht viel bekannt, wahrscheinlich fand er nach seiner Auflassung und der Umsiedlung der Bewohner nach Ebenshausen in der "Ölmühle" eine Fortsetzung. Größte Siedlung auf dem Sand scheint Münsterkirchen gewesen zu sein. Für diese Ansiedlung, gegenüber Mihla auf einer kleinen Erhöhung oberhalb der Werra gelegen, ist eine eigene Pfarr-kirche vermeldet.Schon im 15. Jahrhundert muss aber auch der Ort Münsterkirchen eingegangen sein. Als dieHarstalls dieses Gebiet erwarben, vor allem die landwirtschaftliche Nutzfläche der untergegangenen oder untergehenden Dörfer dürfte für sie interessant gewesen sein, richteten sie bald in den baulichen Resten von Münsterkirchen ein landwirtschaftliches Vorwerk ein. Schon bei der Erbteilung nach 1610 wird dieses Vorwerk dann "Das Sandgut" genannt, wobei es eigentlich drei verschiedene Güter gab, den vorderen, den mittleren und den hinteren "Schlosssand", aufgeteilt nach den drei in Mihla ansässigen und zu gleichen Teilen am Sand besitzlich beteiligten Harstallsfamilien, eben im Roten Schloss, im Blauen und im Grauen Schloss...So blieb es lange Zeit, der Besitz wurde durch Erbteilungen und die Ansprüche erbberechtigter Töchter im Kunkellehen immer wieder zerrissen. Doch die Wohnlage auf dem Sand muss herrlich gewesen sein.... Abgeschieden von jedem Verkehr, bis 1870 nur durch die Fähre erreichbar, konnte man dort in den Sommermonaten das beschauliche Leben eines Landjunkers besonders gut genießen. Davon machte vor allem Frau Maria Begas Gebrauch, eine aus dem Roten Schloß stammende Tochter eines bürgerlichen "Ansippers", deren künstlerischen Fähigkeiten um 1920so richtig Auftrieb erhielten, als sie mehrere Sommer im Sandvorwerk verbrachte.Die Erbteilungen 1943 in der Harstallsfamilie unter die damaligen Schwiegersöhne brachte Wolf von Gudenberg den Schlosssand und das Sandgut ein. 1947 erfolgte die staatliche Enteignung.Zunächst als Neubauernhof genutzt erfuhr das in seiner Substanz wohl aus dem 18. Jahrhundert stammende Herrenhaus manche bauliche Veränderungen, vor allem nachdem es zum Lehrlingswohnheim der damaligen LPG wurde.Nunmehr ist das Sandgut wieder beim alten Namen angelangt. Sehenswert sind die versuche der Betreiber, dem Gast etliches aus dieser bewegten Geschichte zu vermitteln. Neben der Bühnengestaltung auf dem Saal, die den Zustand eines Neubauernanwesens in den 50er Jahrenrekonstruiert, kann man sich an zahlreichen originalen landwirtschaftlichen Gerätschaften und vielen historischen Fotografien erfreuen.Vielleicht wird daraus einmal das schon so lange gesuchte Mihlaer Heimatmuseum?   Mihla, 02.12.01 - Ortschronist